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11.2.2021
Do
Veranstaltung

Sie drin am Herd - er draussen in der Welt: Feste Rollen in der Urzeit

Zeit: 19:00 - 20:00
Ort: Mühlerama , Seefeldstrasse 231, 8008 Zürich

Beschreibung

Öffentlicher Vortrag von Dr. Brigitte Röder im Mühlerama Zürich.

Empfohlen von Quings.


Wer das Brot von Twann gebacken hat, bleibt bis heute unbekannt. Das tausendjährige Fundstück gibt keine Auskunft darüber, welche Hände es geformt haben. Trotzdem lernen Kinder in der Schule bis heute, dass Frauen in der Steinzeit in den Siedlungen blieben, Beeren sammelten und vermutlich Brot backten. Während die Männer auf der Jagd waren. Diese weiterverbreitete Vorstellung von Männern als Jäger und Frauen als Sammlerinnen ist ein Mythos, der mehr über unsere Gegenwart wie die Vergangenheit verrät.

Die Professorin für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie an der Universität Basel Brigitte Röder hinterfragt in ihrem Vortrag die rigiden Geschlechterstereotypen: Was weiss die Wissenschaft tatsächlich über die Arbeitsteilung in der Steinzeit, auf welche Quellen stützt sie sich dabei und wie hängt das alles mit der heutigen Gesellschaft zusammen? Nach dem Input-Referat gibt es ein geführtes Gespräch mit Fragen aus dem Publikum.


Reflexion: - Veranstaltung fand über Zoom statt. - Valentin X 15.02.2021

Brigitte Röder ist Archäologin mit Spezialgebiet Genderfragen.


Es ist sehr schwierieg über die Steinzeit eine Aussage zu machen, da es noch keine Schrift gab. Man kann also nur über gefundene Gegenstände, Malereien, Handabdrücke und Untersuchungen von Skeletten Rückschlüsse auf Rollen in der Steinzeit machen. So viel ist aber klar, dass man aufgrund unserer gegenwärtigen Rollenbildern, keine klare Aussage über Rollenverteilungen in dieser Zeit machen kann. Unsere Gegenwärtigen meist bürgerlichen Vorstellungen von Rollen prägen die Sicht auf die Steinzeit enorm. "Es ist jetzt so und muss immer so gewesen sein."

Diese Haltung wird erst in jüngerer Zeit in der Forschung hinterfragt. Das Bild des urgeschichtlichen Traumpaares - er auf der Jagd, sie drinnen in der Höhle bei den Kindern - gerät so zunehmend ins Schwanken. Nur aber auch desshalb, weil heute klassische Rollenbilder wieder stärker hinterfragt werden.

Man argumentiert immer aus dem aktuellen Kontext heraus. Als emanzipatorisch denkender Mensch, welcher die klassischen Geschlechterrollen hinterfragt nimmt eben meist auch an, dass die bürgerliche Vorstellung von Geschlechterrollen schon immer so waren. So wird oft vergessen, dass die Menschheitsgeschichte schon ca. 2.5 Mio Jahre dauert. Es macht darum kulturgeschichtlich keinen Sinn, dass alles immer gleich war und sich erst jetzt diesbezüglich etwas verändert.



Der Votrag wird für einen Podcast aufbereitet und auf der Homepage des Mühlerama verfügbar sein.

https://www.muehlerama.ch/ausstellungen/sonderausstellung